Das Tierheim und der chronische Geldmangel Teil 2

Das Tierheim und der chronische Geldmangel Teil 2

Tierhaltung als Wirtschaftsgut

Mit der Tierhaltung, sei es gewerblich oder privat, wird in Deutschland und in vielen weiteren Ländern der EU ein Vermögen verdient. Dieses verdiente Vermögen ist riesig und allein in Deutschland viele Milliarden schwer.
So ist das Tier mit seiner Geburt oder seinem Import nach Deutschland zur Gelddruckmaschine geworden.
Tiere aller Art, bis auf geschützte Arten, können in die EU eingeführt und von jedem ohne großartige Probleme erworben und weiterverkauft werden.

Das Handelsgut Tier

Die Kasse klingelt bei der Industrie, die einen regen Handel mit Tierzubehör betreibt, teilweise selbst Produkte herstellt oder in Fernost für einen Klicker oder Knopf produzieren lässt, um sie den Tierhaltern teuer zu verkaufen.
Die Kasse klingelt bei Importeuren, Züchtern und Vermehren, die mit der Jungtierproduktion und dem Tierhandel teilweise horrende Preise für ihre lebenden Produkte kassieren.
Die Futtermittelindustrie produziert Futtersorten in einer unüberschaubaren Vielfalt und Zusammensetzung mit Spezialsortimenten für jeden Bedarf und Geldbeutel.
Auch Versicherungen haben bemerkt, dass mit Tieren sehr viel Geld verdient werden kann.
Die medizinische Versorgung, Kliniken, Tierärzte, Physiotherapeuten, Pharmaindustrie, u. a. m. können über fehlende Umsätze nicht klagen.
Dienstleistungen rund ums Tier, wie Tiertrainer, Tierpensionen, Tiersport, Tiertransport, Schönheitspflege, können über zahlende Kunden nicht klagen.
Auch das Handwerk verdient mit dem „Produkt Tier“.
Die Bauindustrie reibt sich die Hände, beim Bau oder der Sanierung neuer Stallanlagen,
der Erweiterung oder Neuerrichtung von Tierheimen, Spezialfirmen fertigen Gehege und Zwinger für jeden tierischen Bedarf.
Die Finanzwelt darf natürlich nicht fehlen, denn auch Banken verdienen am Tier, denn kaum ein größerer Tierhaltebetrieb kommt bei der Sanierung oder dem Neubau um einen Kredit herum.
Ich könnte hier noch weitere Beispiele aufführen, aber ich denke, ihr seht das Kapital, welches sich um das Tier anhäuft.

Allein in Deutschland macht der Staat richtig Kasse und dieser muss für diesen grenzenlosen Geldregen keinen Finger rühren. Er muss dieses Vermögen lediglich verwalten.
So verdient beispielsweise Deutschland an jedem Produkt oder jeder Dienstleistung zwischen 7% und 19%, die sogenannte Mehrwertsteuer, aber dies ist nicht alles.
Denn dieser gigantische Wirtschaftszweig wirft auch Versicherungssteuern ab, Lohnsteuern müssen abgeführt werden, die Rentenversicherung profitiert von den vielen tausend Beschäftigten in der Branche, die mit Tieren Geld verdienen.
Auch hier lässt sich der Rattenschwanz endlos fortsetzen, denn das Geld, das mit Tieren verdient wird, fließt und fließt unerschöpflich.


Und dann kommen wir Tierschützer und bitten um Unterstützung.
Doch wir müssen uns anhören, dass für Tierheime und deren Arbeit kein Geld vorhanden ist.
Es ist kein Geld vorhanden für Einrichtungen, die zum einen dem Staat ebenso viel Geld einspülen wie jeder andere „Industriezweig Tier“, denn auch wir sind zur Abgabe von Steuergeldern verpflichtet und bekommen „nichts geschenkt oder erlassen“.

Außer, dass wir das erbettelte Geld nicht versteuern müssen und zum anderen mit diesem erbettelten Geld, das grenzenlose Tierleid bekämpfen und hierfür keinerlei Entlohnung erhalten.

Irgendwie ist das sehr erbärmlich für eines der reichsten Länder der Welt.

Dabei wäre alles so einfach und unser lieber Staat hätte kaum wirtschaftliche Einbußen.
Möglicherweise würde der deutsche Staat ein Vielfaches mehr Geld erwirtschaften, wenn wir Tierheime unseren Konsum steigern könnten.

Als wir Tierheime im letzten Jahr den Brandbrief als Petition veröffentlicht haben, wurde gleich von einer großen Mehrheit die Hundesteuer zur Finanzierung der Tierheime angesprochen. Dies ist aber einfach zu kurz gedacht.

Mit dieser Steuer, die von den Kommunen erhoben wird, könnten wir Tierheime nicht annähernd finanziert werden.
Zudem wäre dies den Hundehaltern gegenüber sehr ungerecht, da nicht nur Hunde in Tierheimen untergebracht werden, sondern auch viele andere Tierarten, die ebenso oder sogar noch pflegeintensiver sind als Hunde.
So sind in unseren Tierheimen neben Hunden und Katzen auch Vögel, Reptilien, Schlangen, Schildkröten, Nagetiere, Insekten und Spinnen untergebracht. Selbst landwirtschaftliche Tiere, wie Enten, Gänse, Hühner, Pferde, Kühe, Ziegen und Schafe, müssen mittlerweile von Tierheimen oder tierheimähnlichen Einrichtungen betreut und untergebracht werden, da deren Besitzer nicht mehr willens oder in der Lage sind, diese weiter zu betreuen und sich mit der Abgabe des Tieres einfach aus der Verantwortung ziehen.

Viel gerechter wäre es, die Finanzierung der Tierheime und tierheimähnlichen Einrichtungen über die Tierhalter allgemein zu regeln. Dies wäre eigentlich einfach und vor allem sehr gerecht.
Ich meine damit, eine Abgabe auf alle Produkte und Dienstleistungen rund ums Tier, die vom Handel und den Dienstleistern auf die erworbenen Artikel erhoben werden.
Hierbei könnte dann der Staat einen bestimmten Prozentsatz als Steuer erheben und so die Versorgung von uns Tierheimen gewährleisten.

So käme Deutschland auch dem selbstgesteckten Staatsziel ein gutes Stück näher, was im Jahre 2002 beschlossen wurde.
Leider hat sich hier seit rund 24 Jahren nicht viel getan


Artikel 20a Grundgesetzt
„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“

Die Finanzierung unserer Einrichtungen würde dann nach dem Verursacherprinzipfunktionieren.
Keine Tiere – keine Abgabe, wenig Tiere – geringe Abgabe, viele Tiere – hohe Abgabe.

Wir Tierheime und tierheimähnliche Einrichtungen könnten dann endlich aufatmen, denn die Grundsicherung unserer Einrichtungen wäre gedeckt und mit den Spendengeldern, die zusätzlich kommen, wären Investitionen leichter zu stemmen.
Es ist nicht hinnehmbar, dass sich die Industrie, die Wirtschaft, der Dienstleistungssektor rund um das Tier und vor allem der Staat ihrer moralischen Verantwortung entziehen.

Das Geld ist vorhanden!

Sollte man nicht bereit sein, uns Tierheime zu unterstützen, wäre die richtige Konsequenz, die Tierhaltung zu verbieten und auslaufen zu lassen.
Dann braucht man das Tierheim nicht mehr und alles ist gut.
Alles ist gut? Nein!

Ich würde mir wünschen, dass meine beiden Beiträge weit geteilt und diskutiert werden, denn wir brauchen eine Lösung.

Stephan Winterhoff

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