Molly ist am längsten hier. Auch sie hat ihre eigene Geschichte.Molly kam im April 2016 zu uns. Noch hatten wir keinen Tierschutzhof und haben Tierschutz auf Pflegestellenbasis betrieben.
Eingeführt wurde die Hundedame auf privatem Wege. Eine medizinische Großbaustelle, aber wir sind hier wohlwissend auf die Übernahme des Hundes eingegangen.
Schon vor der Vereinsgründung waren alte, kranke und verhaltensauffällige Hunde das Beuteschema meiner damaligen Lebensgefährtin und mir.
So hatten wir die kleine Molly mit all ihren Baustellen übernommen und hatten uns vorgenommen, Molly zu kurieren.
Herzwürmer, ein komplett vereiterter Kiefer (multiresistente Keime trieben hier ihr Unwesen) und total ausgeleierte Knie, die bis heute recht artfremd beim Gassigehen anmuten.
Schon 2016 waren wir eng mit unserer Tierärztin verbunden.
Schnell hatten wir die Herzwürmer im Griff.
Der Kiefer allerdings hat uns und Molly die letzten Nerven gekostet. Das ging eine sehr lange Zeit. Stück um Stück wurden die Zähne entfernt, die entstandene Höhle gründlich gereinigt und Molly mit Antibiotika behandelt. Immer und immer wieder das gleiche Resultat. Anfänglich haben die Medikamente super angeschlagen und dann?
Dann ging der Mist beim nächsten Zahn in eine neue Runde.
So verlor Molly Zahn um Zahn und wir verschossen unsere Chancen bei der antibiotischen Behandlung. Der Keim war eine Katastrophe und wir waren bald die ganzen verfügbaren Medikamente durch.
Zum Schluss haben wir die restlichen Zähne komplett entfernt und schlagartig war Ruhe im Kiefer.
Für uns alle war das einen totale Herausforderung, für Molly und uns Menschen, aber wir hatten es geschafft. Zwar war Molly ohne Zähne, aber mit dem letzten Zahn haben wir den Keim erledigt.
Seither hat Molly ein sympathisches Lächeln und die Zungenspitze hängt neckisch, seitlich aus ihrem Mäulchen heraus.
Molly kommt seither ganz gut ohne ihre Zähne zurecht und sie erfährt hier nur eine leichte Einschränkung.
Als Rudelführerin in meiner Gruppe, sieht es etwas albern aus, wenn sie die Lefzen hoch zieht, um einen Mitbewohner Maß zu regeln.
Aber, … es funktioniert. Wenn Molly schlechte Laune hat, geht ihr jeder andere Hund in unserer Gruppe aus dem Weg.
Mir hat sich aber bislang noch nicht erschlossen, ob dies daran liegt dass Molly eine Frau ist, oder die anderen Hunde es noch nicht realisiert haben, dass Molly ohne Zähne eigentlich gar nicht gefährlich ist.
Auf jeden Fall geht es Molly heute sehr gut und auch sie hat als erste Urbewohnerin des Tierschutzhofes einen Gnadenplatz bei uns ergattert.
Mit Ihren 14 Jahren hat sie ihre Hundegruppe noch fest im Griff und wir hoffen das Ihre Majestät, die Molly, noch lange hier residieren kann.
Stephan Winterhoff
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